Eigenversuch!

Eigenversuch!

An einem Samstag im November 2013 besuchte ich ein »Wie wirke ich wirklich« Seminar bei Andrea und Oliver in Frankfurt. Da ich selbst in der Modebranche arbeite, freute ich mich auf den bevorstehenden Tag – und auf das, was ich dort lernen würde.

Bisher fühlte ich mich immer unter Druck, einen bestimmten Stil für mich festzulegen, obwohl ich eigentlich sehr offen für alle möglichen Modeströmungen war und gerne experimentiert habe.

Schon während des Seminars war ich fasziniert davon, welche Wirkung bestimmte Kleidungsstücke und das dazu passende Styling auf mich und die anderen Kursteilnehmer hatten. Ich erfuhr, dass ich ein »Universelle«-Typ bin und erkannte, dass es tatsächlich nicht primär darauf ankommt, was mir »steht«, sondern eher darum, wie ich wirken möchte – und meine Kleidung entsprechend zu wählen.

Mit den neuen Erkenntnissen vom Wochenende kehrte ich sehr motiviert zurück zu meinem Praktikum bei einer Heidelberger Modefirma. Dort wollte ich im Eigenversuch eine Woche lang die verschiedenen Typen der A+O-Methode umsetzen und beobachten, wie meine Abteilung darauf reagieren würde.

Ich muss noch erwähnen, dass ich in einer reinen Männerabteilung arbeitete und mein Styling sich aus einer Mischung von Kiefer-, Stirn- und (seltener) Wangen-Aspekten zusammensetzte.

Am ersten Tag habe ich den Kiefer-Aspekt umgesetzt und trug eine beige Chino-Hose, dazu eine klassische Baumwollbluse, braune Segelschuhe und eine grüne Barbour-Jacke. Meine Haare hatte ich offen und in leichten Wellen, das Make-Up war dezent. Eine lederne Armbanduhr rundete den Look ab. Die Kollegen reagierten nicht anders als gewohnt auf mich, da dies ein Stil ist, den sie am ehesten von mir gewohnt sind.

Den zweiten Tag widmete ich dem Stirn-Aspekt: Zur puderfarbenen Bluse und der Chino vom Vortag kamen schlichte Anzugschuhe. Mein Make-Up war ganz zurückgenommen, die Haare geglättet und in einem Zopf gebunden, sodass mein Gesicht und die Stirn frei waren. Während ich mich wohl fühlte und ganz ruhig dahin arbeitete, ließen mich meine Kollegen die meiste Zeit in Ruhe.

Am dritten Tag versuchte ich mich dem Asymmetrie-Aspekt entsprechend zu kleiden.
Hierzu trug ich eine schwarze Lederhose, eine cleane weiße Bluse mit schwarzem Blazer und High Heels. Meine Haare hatte ich zu einem Dutt mit extremem Rechtsscheitel nach oben gesteckt . Die Augenbrauen wurden stark und dunkel betont. Die Reaktion war eher extrem – und fiel auch ziemlich negativ aus. Mir wurde vorgeworfen, dass ich zu streng sei und außerdem noch schlechte Laune verbreite. Anders als an den Tagen zuvor fühlte ich mich selbst jedoch sehr stark und über alle Kritik erhaben. (Dennoch versprach ich den Kollegen »Besserung!«)

Am vierten Tag verwandelte ich mich dann in einen Wangen-Typ. Dazu hatte ich ein rosafarbenes Oberteil mit Rüschen, eine zerrissene Jeans und alte Chucks ausgewählt. Meine Haare hatte ich über Nacht in Locken gelegt, die Augen groß geschminkt und die Lippen mit zartrosa Lipgloss betont.

Dieser Tag begann komplett anders als die vorangegangene Woche – sogar meine Aufgaben veränderten sich. Statt mich mit Verträgen und Computerarbeit zu beschäftigen, war ich die meiste Zeit in der Firma unterwegs und trieb zwischendurch viel Schabernack mit den Kollegen. Am Ende des Tages wurde mir von den Herren mitgeteilt, dass ich gerne öfter so nett und offen sein könnte. Welche Überraschung!